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Voltaires Menschenbild untersucht an Hand von Candide und L’Ingénu

 

3 Candide

Candide trägt Untertitel Candide ou l’Optimisme. Geht es in L’Ingénu um einen Reifeprozeß einzelner Personen, nämlich um die Anpassung im Falle des Ingénu, um die Erfahrungen der Mlle de Saint-Yves und um die Emanzipation vom Jansenismus im Falle Gordons, so wird in Candide die Entwicklung einer einzelnen Person verarbeitet.  
Candide trifft im Laufe der Geschichte auf mehrere andere Personen, die verschiedene Geisteshaltungen vertreten. Zum einen ist da Pangloss, der Lehrer Candides und Cunigondes auf dem Schloß Thunder-ten-Tronckh. Candide begegnet ihm noch weitere Mal im Verlauf der Geschichte. Zum anderen ist da Martin, dessen düstere Meinung über das Schlechte im völligen Gegensatz zu Pangloss’ Auffassung steht. Im Laufe der Geschichte werden die beiden Meinungen gegenübergestellt und Candide kann davon profitieren. 

 

3.1 Pangloss, der Optimist

Pangloss, Candides Lehrer, rechtfertigt alles, was in der Welt geschieht. Er denkt die Menschen lebten in der besten aller möglichen Welten. Im ersten Kapitel ist davon schon die Rede:
„Pangloss enseignait la métaphysico-théologico-cosmolonilogie. Il prouvait admirablement qu’il n’y a point d’effet sans cause, et que, dans ce meilleur des mondes possibles, le château de monseigneur le baron était le plus beau des châteaux et madame la meilleure des baronnes possibles.“
Der Lehrer vermittelt auf diese Weise seinem Schüler ein Bild von der Welt, mit dem man voll und ganz zufrieden sein kann. Diese heile Welt bezieht sich zum einen auf die Metaphysik, die Theologie und die Kosmologie und zum anderen auf die damaligen Lebensumstände, d.h. auf das Schloß und die Herrscher und ist damit staatstragend. Pangloss’ Einstellung ist über weite Teile des Romans bestimmend und Candide glaubt auch lange Zeit daran: „c’est ce que Pangloss m’a toujours dit, et je vois bien que tout est au mieux.“ Mit dem Optimismus werden viele Entwicklungen in der Gesellschaft und selbst Katastrophen gerechtfertigt. Was die Gesellschaft betrifft, werden beispielsweise soziale Unterschiede gerechtfertigt:
„Remarquez bien que les nez ont été faits pour porter des lunettes, aussi avons-nous des lunettes. Les jambes sont visiblement instituées pour être chaussées, et nous avons des chausses. Les pierres ont été formées pour être taillées, et pour en faire des châteaux, aussi monseigneur a un très beau château; le plus grand baron de la province doit être le mieux logé; et les cochons étant faits pour être mangés“
Die Nase trägt eine Brille, die Beine sollen bedeckt werden. All dies erscheint sehr natürlich zu sein. Auch die Steine die nur deshalb existieren, um Teil eines Schlosses zu sein, können auf diese Weise gesehen werden. Und so erscheint es nur als gegeben und genauso natürlich, wenn der Herrscher das größte Schloß besitzt. Pangloss, der Philosoph, kritisiert nicht, sondern nimmt die Rolle eines staatstragenden Unterstützers ein.
Selbst das Erdbeben von Lissabon wird von Pangloss positiv gesehen und hat somit eine Berechtigung:
„Car, dit-il, tout cece ce qu’il y a de mieux. Car, s’il y a un volcan à Lisbonne, il ne pouvait être ailleurs. Car il est impossible que les choses ne soient pas où elles sont. Car tout est bien.“
Pangloss’ Einstellung führt zu keinerlei Kritik an den gegebenen Umständen. Selbst die schlimmsten Katastrophen werden als von Gott gegeben hingenommen und ähnlich wie die Besitzverhältnisse können sie auf Grund dessen nicht in Frage gestellt werden.            
Die Folge der Theorie, die der optimistische Philosoph vertritt, ist also, daß gegen die in der Gesellschaft vorherrschende Unbeweglichkeit im sozialen, intellektuellen und metaphysischen Bereich nicht angegangen wird. Da ein Philosoph nach Voltaire aber die Aufgabe hat zu kritisieren und Mißstände anzuprangern, kann Pangloss kein wahrer Philosoph sein.
„Pangloss, pour Voltaire, est le philosophe qui trahit sa mission, qui pervertit la philosophie. Le philosophe ne doit pas justifier l’ordre des choses, qu’il soit social ou métaphysique. Il doit au contraire, questionner, interroger, remettre en cause. Dans [le] Dictionnaire [de Voltaire], le philosophe est «amant de la sagesse, c’est-à-dire de la verité», un Pangloss qui choisit un système que tout dément n’est rien de moins qu’un anti-philosophe.“   
Candide kommt nun zu dem Schluß, daß nicht der gesamte Optimismus abzulehnen ist, sondern nur seine uneingeschränkte Gültigkeit. Die beste aller Welten gibt es wohl auch für Candide, nur mit der Einschränkung, daß nicht einfach alles zu ihr gehören kann, sondern nur gewisse ausgewählte Dinge, wie z.B. Eldorado:
„Ce Pangloss, disait-il, serait bien embrassé à démontrer son système. Je voudrais qu’il fût ici. Certainement, si tout va bien, c’est dans l’Eldorado, et non pas dans le reste de la terre.“  

 

3.2 Martin

Im Gegensatz zu Pangloss steht Martin, eine weitere Person, auf die Candide trifft. Er vertritt ganz andere Ideen und Denkweisen. Pangloss, dem Optimisten, steht Martin, der Pessimist gegenüber.
Nachdem Candide erfahren hat wie wenig Pangloss’ Philosophie praktikabel ist, wird nun Martin eingeführt, der ihm seine pessimistische Weltsicht vermittelt. Pangloss war der Überzeugung gewesen, die Welt, in der er lebt sei die beste aller möglichen. Martin dagegen meint Gott habe die Welt einem Übeltäter überlassen, der sie schlecht behandele. Candide sucht sich mit Martin zum ersten Mal einen Weggefährten selbst aus: „Il cherchait «l’homme le plus à plaindre et le plus mécontent de son sort»“ Auf diese Weise hofft er jetzt eine Antwort auf die Frage über den Sinn und den Unsinn des Übels und des Leides in der Welt zu bekommen.
Martin hat nur den Nachteil, daß er alles, ohne Ausnahme, völlig negativ betrachtet. An einer Stelle wird über die negative Einstellung Martins geschrieben:
„La mélancolie de Candide augmenta et martin ne cessait de lui prouver qu’il y avait peu de vertu et peu de bonheur sur la terre, excepté peut-être dans Eldorado, où personne ne pouvait aller.“
Anstatt eine vernünftige, sprich brauchbare Antwort auf die Frage über de Ursprung des Übels zu bekommen oder wie an dieser Stelle Trost zu erfahren, kritisiert Martin in einem fort.
Schließlich wird dann auch Martins Theorie von der Welt abgelehnt, da Martin zwar zu Kritik fähig, und damit ist er Gegensatz zu Pangloss ein wahrer Philosoph ist, aber zu sehr seinem System anhaftet.   
Candide und sein Freund Martin unterscheiden sich schließlich in einem wichtigen Punkt, während Martin in seinem System gefangen ist, so hat Candide doch etwas, das ihn vor dem völligen Pessimismus rettet. „Cependant Candide avait un grand avantage sur Martin, c’est qu’il espérait toujours revoir Mlle Cunigonde, et que Martin n’avait rien à espérer.“ Während Martin ohne Hoffnung ist, hat Candide etwas, an das er sich klammern kann. Martin dagegen ist in seinen festgefahrenen Ideen gefangen und hat Schwierigkeiten aus ihnen auszubrechen.

 

3.3 Candide

Betrachtet man nun Candide und sieht, wie er sich im Laufe der Zeit entwickelt, so kann man einen Lernprozeß feststellen. Zu Beginn des Romans ist Candide Pangloss’ Schüler. Von ihm lernt er vieles und dazu gehört auch, daß er in der besten aller möglichen Welten lebe. Toursel-Lavialle schreibt dazu:
„Au chapitre premier, Voltaire dit à propos des rapports entre Candide et Pangloss: «Candide écoutait attentativement et croyait innocemment.» Au dernier chapitre, Candide, significativement, coupe la parole à son «maître» et formule sa propre philosophie.“
Man kann also sagen, daß aus dem anfänglich nur auf das Zuhören und Akzeptierenden ausgerichteten Menschen ein eigenständig reflektierender geworden ist. Candide konnte durch die Erfahrungen, die er selbst gemacht hat, sehen, daß das, was ihm sein Meister erklärt hatte, nur bedingt stimmte. Schließlich ist er dann nicht mehr der Schüler, der alles akzeptiert, sondern er selbst ergreift das Wort findet am Ende seinen eigenen Weg.
Er lernt zwei völlig konträre philosophische Richtungen kennen. Zum einen ist da, der eben erwähnt Pangloss, der selbst die schlimmsten Ereignisse, wie das verheerende Erdbeben von Lissabon, rechtfertigt. Er gilt zudem in den Augen Voltaires’ nicht als ein wahrer Philosoph, da er nicht kritisiert. Durch seine Einstellung, man lebe in der besten aller Welten, besteht sogar die Gefahr bestehende soziale Ungerechtigkeiten zu verfestigen.
Da Candide erkennt, daß die Theorien seines ehemaligen Lehrers nicht immer zutreffen, wendet er sich Martin zu. Doch auch dieser kann ihm keine Antwort auf die Frage geben, warum das Leid und das Übel in der Welt existieren. Seine negative Einstellung ist für die Hauptfigur ebenfalls keine Lösung.
Er findet einen dritten Weg, den man auf zwei Arten deuten kann. „Il faut cultiver notre jardin.“ Dieser Satz kann sowohl als Rückzug in die Privatsphäre, als auch als Einstieg in die Produktivität gewertet werden.
Einen Rückzug in die Privatsphäre könnte man es deshalb nennen, weil er den eben zitierten Satz auf eine Aufzählung Pangloss’ gibt. Pangloss sagt:
„Tous les événnements sont enchaînés dans le meilleur des mondes possibles; car enfin, si vous n’aviez pas été chassé d’un beau château à grand coup de pied dans le derrière pour l’amour de Mlle Cunégonde, si vous n’aviez pas été mis à l’Inquisition, si vous n’aviez pas couru l’Amérique à pied, si vous n’aviez pas donné un bon coup d’épée au baron, si vous n’aviez pas perdu tous vos moutons du bon pays d’Eldorado, vous ne mangeriez pas ici des crédats confits et des pistaches.“
Candide gibt hierauf nur zur Antwort: „Cela est bien dit [...] Il faut cultiver notre jardin.“ Wenn man dies nun als einen Rückzug in die Privatsphäre wertet, kann man sagen, daß Candide diese Verkettung der Fakten anerkennt, aber dennoch nicht mehr weiter auf sie eingehen will. Er möchte sein zukünftiges Leben dem Garten widmen und die Ansammlung an Schicksalsschlägen vergessen. Damit macht er sich von der Vergangenheit frei und will ein neues Leben in Ruhe beginnen.         
Die andere Möglichkeit wäre, in der zitierten Stelle einen Einstieg in eine neue Produktivität zu sehen. Candide verläßt sich nicht auf das, was in der Vergangenheit war oder blickt nostalgisch auf die Vergangenheit zurück, sondern geht zu einer neuen Produktivität über. Der kann in diesem Fall also als Symbol für eine neue Geschäftigkeit stehen. Alles, was Candide bis dahin erlebt hat, kann als eine Reihe von lehrreichen Lektionen gewertet werden, wie dies auch Toursel-Lavialle schreibt: „Ses erreurs vécues sont des erreurs pédagogiques.“
Aus diesen sogenannten pädagogischen Fehlern hat Candide gelernt und kann nun in seiner neuen Existenz davon profitieren. Erst jetzt kann er sich mit neuer Energie an sein Werk, den Garten muß man hier als ein Symbol verstehen, machen. Am Ende sieht man, daß er sich gegenüber seinem ehemaligen Lehrer emanzipiert hat. Im Verlauf der Geschichte lernte er die beiden Theorien des Optimismus und des Pessimismus kennen. Er sah, so wie er es lernte, zuerst vieles gemäß der optimistischen Theorie. Nachdem er aber Martin kennengelernt hatte, konnte er mit Hilfe des Pessimismus den Optimismus genauer einschätzen. Im Endeffekt emanzipiert er sich von beiden und findet seinen eigenen Weg, was man auch in den obigen Zitaten erkennen kann. Er schafft es am Ende das zu machen, was er will, den Garten zu pflegen. Auf diese Weise findet er einen eigenen Weg, der die beiden extremen Philosophierichtungen verbindet und kann dennoch von ihnen profitieren. Dies ist kein Kompromiß, sondern eine eigenständige dritte Möglichkeit.  Der Garten stellt damit eine Möglichkeit dar, nicht nur theoretisch über das Glück oder das Unglück nachzudenken, sondern bietet die Möglichkeit konkret aktiv zu werden und sein Schicksal in die eigene Hand zu nehmen. Die geschieht frei von Zwängen jeder Art.

 

4. Candide und der Ingénu – wie gehen sie mit ihrem Schicksal um?

4.1 L’Ingénu

Beide Romanhauptpersonen haben ähnliche Anlagen, L’Ingénu, der Unbefangene, und Candide, der Reine. Dennoch gelangen sie am jeweiligen Romanende zu zwei verschiedenen Zukunftsmodellen.
L’Ingénu kommt nach Frankreich als eine Person, die frei ist von gesellschaftlichen Zwängen. Er, der edle Wilde ist in der Position die Gesellschaft, die er vorfindet von außen zu betrachten.
Wie auch Candide trifft L’Ingénu auf andere Menschen, durch die er ihm bis dahin fremde Handlungsmuster kennenlernt. Mlle de Saint-Yves spielt die Rolle seiner Geliebten. Als L’Ingénu nun durch die Intrigen im damaligen Frankreich ins Gefängnis kommt, opfert sie sich für ihn auf und `schläft´ sogar mit einer anderen Person nur, um ihren Geliebten zu befreien. Plagnol-Diéval schreibt hierzu:
„Mlle de Saint-Yves connaît un destin tragique, qui l’élève au-dessus des médiocres, mais elle n’accède pas davantage au bonheur.“
Plagnol-Diéval meint damit, daß Mlle de Saint-Yves zwar ihren Geliebten aus seiner mißlichen Lage, dem Gefängnis befreien kann, dann aber dennoch ihren Erfolg nicht genießen kann. Die junge Frau ist viel zu sehr in den Traditionen der Moral ihres Landes verhaftet, als daß sie einfach mit der vermeintlichen Schandtat leben könnte. Voltaire selbst erachtet dieses Vergehen nicht als schwer, denn mehrere Romanfiguren vergeben am Ende der tragischen Hauptperson. Da Mlle de Saint-Yves nicht den aufklärerischen Ideen folgt, geht sie zu Grunde. Sie bleibt in der sie umgebenden Gesellschaft verhaftet und hat deshalb keinen anderen Ausweg als den Tod. 
Dagegen tritt Gordon aus der Unmündigkeit heraus und hat Erfolg. Er schwört der zweifelhaften Ideologie des Jansenimus ab, Voltaire hält den Jansenismus für negativ, und als er dies getan hat, gilt er als einzige aufgeklärte Figur des Romans. Gordon wird, wie es Voltaire formuliert am Ende ein wahrer Mensch: „L’âpreté de ses anciennes opinions sortait de son cœur; il était changé en homme, ainsi que le Huron.“ Indem Gordon Mlle de Saint-Yves ihr Verhalten verzeiht, unethisches Verhalten widerspricht dem Jansenismus, wird er zu einem positiv gesehenen Mitglied der Gesellschaft. Im Gegensatz zu Mlle de Saint-Yves und dem Ingénu wird er im Endeffekt als einziger positiv betrachtet.
Plagnol-Diéval schreibt weiter: „Le Huron perd en bonheur naturel ce qu’il gagne en intelligence.“ Genauso wie seine geliebte Mlle de Saint-Yves, wird der Ingénu negativ gesehen. Aus dem bon sauvage, der besten Voraussetzungen mit sich bringt, sein Leben aufgeklärt abzuschließen, wird ein an die Gesellschaft angepaßter Mensch. Nicht nur daß er seine Kritikfähigkeit aufgibt, sondern er geht sogar so weit, daß er der Armee beitritt und damit sein eigenes Denken aufgibt.
Man kann also im Großen und Ganzen sagen, daß der Roman L’Ingénu eher eine pessimistische Sicht der Welt vermittelt, es ist eine Welt in der die Menschen, die an ihrem Schicksal verzweifeln oder sich anderweitig in die Gesellschaft einfügen die Mehrzahl der Akteure darstellen. Personen wie Gordon, die aus ihrer unaufgeklärten Ausgangsposition herausgehen und mit ihren alten und falschen Vorstellungen brechen, bleiben in der Minderheit.
Abschließend kann man somit sagen, daß der Roman L’Ingénu eine pessimistische Weltsicht darstellt. Ein aktives Aufgreifen der Handlung ist, außer bei Gordon, nicht zu erkennen.

 

4.2 Candide

Candide kann als ein Gegenpol zu L’Ingénu gesehen werden. Wie in L’Ingénu wird in Candide die Entwicklung einer Person beschrieben. Candide, der Reine, bekommt zuerst von seinem Lehrer Pangloss die philosophische Richtung des Optimismus erklärt. An Hand des Krieges, des Erdbebens von Lissabon und weiterer Ereignisse lernt `der Reine´, was die Theorie des Optimismus im Konkreten bedeutet.
„Le destin mouvementé de Candide et des autres personnages contredit la théorie philosophique de l’optimisme, selon laquelle tout est pour le mieux dans le meilleur des mondes possibles, mais sans la détruire tout à fait.“
Im gleichen Maße wie er sich von der optimistischen Theorie entfernt, nähert er sich mit Martins Hilfe der Theorie des Pessimismus an. Er übernimmt jedoch schließlich auch diese Theorie nicht völlig, sondern findet eine eigenständige Möglichkeit, die beide in Betracht zieht. Durch seine Aktivität am Ende des Romans gehen die Personen weg von den beiden Theorien und fangen an ihre Umwelt selbst aktiv zu gestalten. Candide ist somit ein Roman, dessen Ausrichtung eher positiv gesehen werden kann. Er stellt Wege dar, zu lernen und gleichzeitig sich von Theorien fernzuhalten, die das vernuftgemäße Handeln des Menschen einschränken. Candide vermittelt somit, anders als L’Ingénu eine positive Sicht der menschlichen Entwicklung.      
Vergleicht man nun abschließend die beiden Romane miteinander und macht sich auf die Suche nach der Meinung Voltaires, was sein Menschenbild betrifft, so kommt man zu dem folgenden Schluß: Es ist für den Menschen gut, mit verschiedenen Problemen und Theorien konfrontiert zu werden, seien es der Optimismus oder der Pessimismus. Das wichtige daran sind jedoch nicht die Theorien an sich, denn sie sind alle samt widerlegbar oder zumindest hinterfragbar, sondern für Voltaire ist es wichtig aktiv etwas für seine eigene Reife zu tun. Sei dies nun so gemeint wie im Falle Gordons, der von einer falschen Lehre abläßt, oder wie im Falle Candides, der im Laufe die schlechten Seiten des Optimismus und des Pessimismus kennenlernt und davon profitiert, da er beide als falsch oder teilweise falsch erkennt und selbst aktiv wird. Voltaire wirft als dem Ingénu und Mlle de Saint-Yves vor nur passiv gewesen zu sein, nicht aber aktiv ihr Schicksal bis zum Ende in die Hand genommen zu haben. Mlle de Saint-Yves hätte sich über die Gesellschaft und deren falsche Vorstellungen hinwegsetzen müssen. Der Ingénu hätte die Vorteile seiner Herkunft und damit seine Kritikfähigkeit nutzen müssen, um sich aktiv den falschen Vorstellungen und Zwängen zu widersetzen. Gordon dagegen trat aktiv gegen seine falschen Vorstellungen und konnte sich so von ihnen lösen. Candide tat es ihm gleich und erkannte schließlich, daß weder der Optimismus des Pangloss, noch der Pessimismus des Martin der richtige Weg waren. Candide entdeckte für sich den Garten, in dem er aktiv werden konnte und fand auf diese Weise einen dritten Weg. „Il faut cultiver notre jardin.“ kann also als Symbol für die Aktivität gelten. Wer einen Garten hat, sei es ein konkreter oder ein abstrakter, wird aktiv und kann auf diese Weise als ein aufgeklärter Mensch im Sinne Voltaires gelten. Passive Menschen dagegen werden von Voltaire nicht zu den Aufgeklärten gezählt; dies empfindet er als negativ. Optimismus und Pessimismus bringen dagegen keinen Fortschritt.
Man kann also sagen, daß Voltaire das aktive Handeln der Passivität vorzieht. Nur aktiv handelnde Menschen können in einer Gesellschaft produktiv sein und sie ein Stück weiter bringen.  

5 Schluß

Betrachtet man nun zum Schluß wiederum die beiden behandelten Bücher, kann man sagen, daß Voltaire damit nicht nur seine eigene Epoche kritisiert und zu mehr Aktivität aufruft, bzw. sie einfordert. Gerade die beiden Figuren L’Ingénu und Candide könnten auch für uns noch vorbildhaft sein. Zwar ist der Ingénu am Ende des Werkes ein rechtschaffener Bürger, er ist aber nicht mehr gewillt, Dinge zu verändern. Heute, genau wie damals, ist es aber wichtig falsches anzusprechen und gegebenenfalls Opposition und Widerstand zu leisten. Candide, der ebenso wie der Ingénu die Gegebenheiten der Gesellschaft erlernen muß, findet schließlich seinen eigenen Weg. Auch heute wird der Mensch durch die verschiedensten Theorien verführt, wenn man sich beispielsweise nur die politischen Fehltritte des 20. Jahrhunderts betrachtet. Im privaten Bereich gilt ähnliches, denn auch hier sollte der Menschen einen eigenen, aufgeklärten und aktiven Weg finden. Deshalb kann man zum einen sagen, daß die Werke zur Aktivität anmahnen und andererseits gerade dadurch für uns auch heute noch immer aktuell sind.    

 

6 Bibliographie

Primärliteratur:

 

Sekundärliteratur:

 

Candide I, 34

Candide II, 39

Candide I, 34-35

Candide V, 55

Toursel-Lavialle 1982, 32

Candide, XIX, 127

Decotes 1992, 62

Candide XXIV, 154

Candide XX, 130

Toursel-Lavialle 1992, 33

Candide XXX, 189

Candide XXX, 189

Candide XXX, 189

Toursel-Lavialle 1982, 34

Plagnol-Diéval 1989, 74

L’Ingénu XIX, 158

Plagnol-Diéval 1989, 74

Candide, 7

Candide XXX, 189

 

 

 

 

 


 

 

 

 

 

    


 

 

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