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Deutsche Lehnwörter im Französischen im 19. Jahrhundert - German Grammar - Deutsche Grammatik

  

Naturwissenschaften - Deutsche Lehnwörter im Französischen im 19. Jahrhundert

 

1.1 Naturwissenschaften

Während zu Beginn des 19. Jahrhunderts Franzosen und Engländer bei weitem mehr Entdeckungen im naturwissenschaftlichen Bereich machten als die Deutschen, so veränderte sich dies gegen Mitte dieses Jahrhunderts sehr stark. In den Jahren 1860-70 kann man klar sagen, daß Entdeckungen deutscher Wissenschaftler viele Bereiche der Naturwissenschaften dominierten. Betrug das Verhältnis deutscher gegenüber englischen und französischen Entdeckungen in den Jahren 1810-19 noch 6:41, so hat sich das in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts von 1860-70 völlig verändert. 33 deutschen Entdeckungen stehen einer Zahl nur 29 englischen und französischen gegenüber. Während es noch im 18. Jahrhundert junge Wissenschaftler eher nach Paris zog, war dies im 19. Jahrhundert nicht mehr der Fall, sie gingen eher nach Berlin oder in andere deutsche Städte. Als ein Grund für die dynamische Entwicklung der Wissenschaften in Deutschland gelten die Universitäten, in  welchen die Naturwissenschaften gepflegt wurden und ihren Anfang nahmen. Deutschsprachige Wissenschaftler bedienten sich oft lateinischer beziehungsweise griechischer Begriffe (einerseits um die internationale Verwendung zu ermöglichen und andererseits wegen der Stellung des Lateinischen als Wissenschaftssprache), um neu entwickelte Gegebenheiten auszudrücken; dennoch finden sich auch viele echte Germanismen.        

 

      1. Biologie

 

Biologische Termini, die Fischer anführt, wie zum Beispiel mops – `Mops´ oder edelweiss – `Edelweiß´ kamen im 19. Jahrhundert aus dem Deutschen ins Französische und wurden dort dann in der Biologie benutzt. Der Begriff mops wird im modernen Wörterbuch von Langenscheidt nicht mehr aufgeführt, wohingegen edelweiss auch in der heutigen Ausgabe von Langenscheidt zu finden ist. Ferner führt Fischer eine Reihe weiterer Begriffe auf, die zum Teil bis heute geläufig sind, dazu gehören Iltis, Nase und Lämmergeier (vgl. dazu die Ergebnisse aus Pons) oder wissenschaftliche Begriffe, die zum Teil auf Personen zurückgehen, dazu gehören Hydromedusen, Ktenophoren, Rauwolfia, Kunthia, Plankton und Geotropimus.
Weitere Begriffe, vor allem aus der Genetik, wurden von deutschen Gelehrten im Laufe des 19. Jahrhunderts entwickelt. Dazu zählt man Wortschöpfungen wie morphologie oder chromosome; diese sind zwar von Deutschen entwickelt worden, wurden aber dennoch aus griechisch bzw. lateinischen Grundelementen geschaffen.
Ferner führt Fischer (auf Seite 36), eine ganze Reihe von Eigennamen auf, die in die französische Sprache eingingen, von da stammen Begriffe wie koelreuthérie, zinnia, humboldtie, goethée und liébigie.
Der Terminus symbiose, der „[une] association durable et réciproquement profitable entre deux ou plusiers organismes“ (Fischer 1991, 55), beschreibt, ist zum ersten Mal im Jahre 1890 nachgewiesen und beschreibt das Zusammenleben zweier verschiedener Organismen. Gebildet ist das Wort aus den beiden griechischen Silben syn und biose und bezeichnet das Zusammenleben. Für Fischer, der sich auf den Robert bezieht, handelt es sich bei diesem Wort um ein „probat de l’anglais ou de l’allemand Symbiose.“ (Fischer 1991, 55).      
Im Bereich der Zoologie findet man eine ganze Reihe von Begriffen, deren deutscher Ursprung unverkennbar ist, dazu gehören der oben schon erwähnte mops. An einer Bezeichnung wie schraitser, die für die deutschen Äquivalente Schraitzer, Schratze und Schrasse zu finden ist, kann man gut sehen, daß im Französischen einfach die Notwendigkeit bestand, eine Tierart zu benennen. Bei schraitser handelt es sich um einen Fisch, der in der Donau vorkommt. 1803 findet sich der Beleg „poisson du genre perségue“ (Fischer1991, 62). Im Französischen war es nötig für diesen Fisch eine Benennung zu finden, da er bis dahin noch nicht bekannt gewesen war, dabei lag es auf der Hand die deutsche Bezeichnung zu übernehmen, da dieses Tier in einem deutschen Fluß lebt und andererseits auch kein Franzose das zu benennende Objekt entdeckt hatte.
In der Botanik findet man eine ganze Reihe von Pflanzenbezeichnungen,  die auf deutsche Botaniker zurückgehen. Eine koelreuthérie ist ein kleiner chinesischer Baum, unter zinnia findet sich die Erklärung „plante dicothylédone (...) herbacée, d’origine exotique, annuelle, aux nombreuses variétés“ (Fischer 1991, 78), eine kunthie ist ein Terminus, der verwendet wird, um eine Palmengattung zu bezeichnen, die man in Neu Granada entdeckte. Dieser Begriff ist im 20. Jahrhundert in den Wörterbüchern nicht mehr aufgeführt.
Wie man an den hier aufgeführten Beispielen gut erkennen kann, trug die deutsche Forschung zur Bereicherung des französischen Wortschatzes dadurch bei, indem sie auch deutsche Eigennamen zu Bezeichnung von Gegenständen verwendete. Diese Eigennamen sind zum Teil bis heute erhalten.

      1. Chemie

 

Ein weiterer Themenkomplex, aus dem sich eine Vielzahl an deutschen Lehnwörtern im Französischen befindet, ist der Bereich der Chemie. Ähnlich wie in dem etwas später behandelten Bereich Gesteine, wurden viele der zumeist organischen Verbindungen erst im Laufe des 19. Jahrhunderts entdeckt. Zu jener Zeit waren die Deutschen auf diesem Gebiet der Wissenschaft derart führend, daß Fischer zu dem Schluß kommt: „Die Wissenschaft vom Organischen war eine deutsche Wissenschaft geworden.“ (Fischer 1991, 128). Einer der wohl bedeutendsten Chemiker war Justus von Liebig. Er machte die Universität Gießen, an der er lehrte zu einem der bedeutendsten Zentren der Chemie. An dieser Universität wurden Chemiker aus allen Teilen Europas und darüber hinaus ausgebildet. 16 der 78 Ausdrücke, die das Französische in diesem Bereich aus dem Deutschen übernommen hat, stammen von ihm. Dazu zählen Lehnwörter wie chloral, benzoyle, éthyle, tyrosine, cyanurgique (acide) und sarcosine.
Auch Liebigs Schüler brachten weitere chemische Bezeichnungen ein. Ebenso waren die Deutschen auf weiteren Gebieten der modernen Forschung relativ einflußreich. Im 19. Jahrhundert prägten sie Begrifflichkeiten in den Bereichen ‚moderne Chemie‘, ,Molekulartheorie‘ und ,Atomtheorie‘.
Im Bereich der Farbchemie und Farbenindustrie, auf welchem die Deutschen ebenfalls stark vertreten waren, finden sich wiederum viele Lehnwörter, die aus griechischen oder lateinischen Bestandteilen zusammengesetzt sind, z.B. fluorescéine oder phtaléine. Ein Lehnwort, das aus deutschen Lexemen zusammengesetzt ist, ist der Wort wasserglas. Es tritt zum ersten Mal 1872 auf und wird wie folgt definiert: „verre qui a la propriété de se dissoudre dans l’eau bouillante.“ (Fischer 1991, 151)
In Frankreich wurde die deutsche Chemie mit starkem Interesse verfolgt und daher ist es auch verständlich, daß die Franzosen Wörter aus diesem Bereich in ihre Sprache übernommen haben. Als deutsche Kreationen gelten Termini, wie benzine, benzole, ozone, césium, enzyme und aldéhyde, die gerade heute häufig benutzt werden.

      1. Physik

Im Bereich der Physik findet man im Französischen wenige Lehnwörter aus dem Deutschen, diese sind aber dafür um so häufiger. Paul Fischer spricht hier von einer „relativ hohe[n] Disponibilität [...] 73,3% = 11 Lexeme“ (Fischer 1991, 181). Als herausragende Wissenschaftler dieser Zeit wären Alexander von Humboldt, Karl-Friedrich Gauß und Simon Georg Ohm zu nennen. Von Humboldt stammen beispielsweise die Isothermen (französisch: isothermes), Ohm und Gauss wurden ins Französische als physikalische Einheiten übernommen.
Wie auch in anderen Bereichen kann man sagen, daß die Entwicklung der Technik in rasantem Tempo voranging, das heißt, daß in Deutschland viele Entwicklungen und Entdeckungen gemacht wurden und damit auch benannt werden mußten. Dies geschah mit deutschen oder klassischen Begriffen, die dann auch als Lehnwörter ins Französische eingingen.
Auch der Physiker Heinrich Hertz ging auf diese Weise in die französische Sprache ein. Die von ihm entdeckten Hertz’schen Wellen erscheinen in der Sprache unseres Nachbarlandes als ondulations hertziennes.

    1. Bergbau, Geologie und Mineralogie

 

Abgesehen von den oben aufgeführten Bereichen Biologie, Bergbau, Chemie, Medizin, Psychologie und Physik kann man deutsche Lehnwörter im 19. Jahrhundert natürlich auch noch in anderen Bereichen finden. Sie gehören ebenfalls zum Thema Technik, sind aber schwer einzuordnen. Als Lehnwörter aus diesem Bereich wären draisienne, draisine, hellhoffite, lithographie, rohrpost, sténochromie, stéréochromie und trommel zu nennen.
Deutschland hat eine lange Bergbautradition. Deutsche Arbeitskräfte hielten einen Großteil der französischen Arbeitsplätze auf diesem Gebiet inne, das heißt die Deutschen waren meist in den Minen oder im Hüttenwesen beschäftigt. In Frankreich galt Deutschland als das traditionelle Land des Bergbaus, französische Bergleute konnten sich teilweise nur in Deutschland zum Bergmann qualifizieren. Zwar wurde im Jahre 1815 die erste Fachschule für Bergbau und Hüttenwesen in Staint-Étienne gegründet, dennoch nahm der Zustrom deutscher Arbeitskräfte tendentiell eher noch weiter zu. Wie ein englischer Zeitgenosse bestätigt, waren während der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts so viele Deutsche in manche Gebiete Frankreichs geströmt, daß sich die Franzosen in ihrem eigenen Land unwohl fühlten. Während dieser Zeit brachten die Deutschen Arbeiter eine Reihe von Begriffen ins Französische ein, die bis dato dort noch nicht vorhanden gewesen waren. Darunter fallen beispielsweise Wörter wie fahrkunst und ratter.
In Verbindung damit kann man auch die Bezeichnungen im Bereich der Mineralogie, sowie anderer konkreter Wissenschaften wie der Metallurgie und der Geologie finden. Wie oben schon erwähnt, galten die Deutschen als Fachleute auf dem Gebiet des Bergbaus. Der Bergbau brachte es  mit sich, daß Fachleute und später auch Wissenschaftler die Gesteine, mit denen sie arbeiteten, klassifizierten und benannten. Im 18. und 19. Jahrhundert war es zum ersten Mal möglich gewisse Metalle in reiner Form zu gewinnen, weshalb weitere Bezeichnungen nötig wurden. Die Wissenschaftler übernahmen nun vielfach die deutschen Bezeichnungen, die oft auf der Beobachtung beruhten. Wie Fischer schreibt stammen circa zwei Drittel der Begriffe aus diesem Bereich aus dem Deutschen.
„Cette science était par nature astreinte à étudier sous leurs noms les corps exotiques qu’elle analysait ... du fettstein ... du nadelertz ... Tout cela ne représente qu’une partie des corps étudiés. Il faudrait y ajouter: glaubérite, [etc.].“ (Fischer 1991, 93)
Im 19. Jahrhundert gehörten deutsche Wissenschaftler dann zu den führenden auf dem Gebiet der Mineralienkunde und der Geologie, d.h. viele bedeutende Werke entstanden in diesem Themenbereich. Zum Teil wurden sie ins Französische übersetzt, wie die Neue Theorie von der Entstehung der Gänge, zum anderen Teil wurden deutsche Bezeichnungen, wie apatite, graphite, grossulaire, isolithe, hyalite, mélanite oder würfelspath einfach ins Französische übernommen. Den hohen Stand der deutschen Forschung und ihren Einfluß auf Frankreich kann man wohl am besten in dem folgenden Zitat von Paul Fischer sehen, in dem er Aussagen über die Zahl deutscher Wörter vom linguistischen Standpunkt her macht:
„Da Frankreich auch über 1870 hinaus in ständigem Kontakt mit der deutschen Forschung und Praxis stand, ist es keineswegs verwunderlich, daß eine relativ große Anzahl deutscher Bezeichnungen der Mineralogie (78 Lexeme), Geologie (27) und Metallurgie (13) Eingang ins Französische fand, von denen weit über ein Drittel – nach Ausweis von Rob – noch heute gebräuchlich ist.“ (Fischer 1991, 94)
Diese Wörter bestehen im Gegensatz zu Bezeichnungen aus der Biologie aus Lexemen deutschen Ursprungs. Wie oben aufgeführt wurde, fand man unter Benennungen im Bereich der Biologie eher einen internationalen Wortschatz, der an einer Universität von Gelehrten entwickelt wurde. Im Bereich der Geologie wurde er jedoch von den Bergleuten übernommen, die über keine Latein- oder Griechischkenntnisse verfügten; somit sind die Entlehnungen in diesem Bereich eher aus deutschen Lexemen gebildet.
Aus dem Bereich der Geologie wären Begriffe wie graustein, hallstattien (eine Periode der Siedlungsgeschichte), keuper, loess, muschelkalk, nachberg, néandert(h)alien, néandert(h)aloide und notenstein zu nennen, all diese Begriffe kamen im Laufe des 19. Jahrhunderts ins Französische.  
Aus dem Bereich der Geographie sind finden sich die drei bekannten Lehnwörter bach, thalweg und hinterland.
Thalweg ist wohl der am bekannteste dieser Begriffe. Bei diesem Lehnwort aus dem Deutschen handelt es sich um die Bezeichnung der Flußmitte, d.h. um den Ort an dem am meisten Wasser transportiert wird. In der Graphie sind beide Realisationen, thalweg und talweg, anzutreffen.
Seit 1898 wird hinterland vermehrt durch das französische Äquivalent arrière-pays ausgedrückt. Ein Wort wie hinterland konnte natürlich erst mit den ersten deutschen Kolonien, wie z.B. Togo oder Namibia (ehemals Deutsch Süd-West), übernommen werden, da Deutschland bis zu diesem Zeitpunkt ja keine Kolonien hatte. Ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts begann jedoch auch Deutschland so wie die anderen bedeutenden europäischen Nationen nach Einfluß in der Welt zu suchen. Als hinterland wurden von nun an abgelegenere Gebiete bezeichnet, die sich nicht direkt an der Küste befanden.  

 

 

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